Die kleine Anfrage zum Download (Drs. 17/1447)

Die Rufe nach mehr Medienkompetenz bzw. mehr Medienbildung werden in Presse und Gesellschaft immer dann laut, wenn es um die Preisgabe von persönlichen Daten in sozialen Netzwerken, um Fälle von Cyber-Mobbing oder um Abo- bzw. Abzockerfallen im Internet geht. Im „FOKUS“ stehen dabei oft Kinder und Jugendliche (und ihre manchmal hilflosen Eltern) oder Seniorinnen und Senioren, die vermeintlich der Gruppe der sogenannten Digital Immigrants angehören. Medienkompetenz ist aber nicht nur die Vermeidung von Gefahren oder Betrügereien, unter Medienkompetenz versteht man gerade auch die Fähigkeit, sich aktiv einzubringen und die Möglichkeiten der Gestaltung und Partizipation – die das Internet so vielfältig bietet – zu nutzen. Ebenso umfasst Medienkompetenz natürlich den kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit alten und neuen Medien.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie definiert die Bundesregierung die Begriffe Medienkompetenz bzw. Medienbildung?

2. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über eine digitale Spaltung der Gesellschaft zwischen den unterschiedlichen Generationen?

3. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über eine digitale Spaltung der Gesellschaft zwischen den Geschlechtern?

4. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über eine digitale Spaltung der Gesellschaft zwischen unterschiedlichen sozialen Schichten bzw. zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund?

5. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über eine digitale Spaltung der Gesellschaft zwischen der Bevölkerung in Städten und ländlichen Regionen? Welchen Einfluss hat hierbei der unterschiedliche Zugang zu Breitband-Internetverbindungen?

6. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die digitale Spaltung der Gesellschaft zwischen den in den Fragen 2 bis 5 genannten gesellschaftlichen Gruppen zu schließen?

7. Welche Erkenntnisse und Schlüsse in Bezug auf Medienkompetenz bzw. Medienbildung zieht das Bundesministerium des Innern aus der Veranstaltungsreihe „Netzdialog“?

8. Welche Erkenntnisse und Schlüsse zieht das Bundesministerium für Bildung und Forschung aus der in Auftrag gegebenen Studie „Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur“?

9. Welche Erkenntnisse und Schlüsse zieht das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aus der „Initiative Internet erfahren“?

10. Welche Programme zur Förderung von Medienkompetenz bzw. Medienbildung werden durch die Bundesregierung unterstützt (bitte aufschlüsseln nach Ressorts, Höhe und Laufzeit)?

11. Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die Medienkompetenzförderung in den Bundesländern vor (bitte aufschlüsseln nach Bundesländern, Projektansatz, Förderhöhe und Laufzeit)?

12. Gibt es im Vergleich zur vorherigen Bundesregierung eine Verschiebung der Prioritäten in den geförderten Programmen des Bundes, und wenn ja, warum?

13. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Vermittlung von Medienkompetenz bzw. -bildung im Schulunterricht zu verbessern, und inwieweit wird sie die Länder hierbei unterstützen?

14. Spricht sich die Bundesregierung dafür aus, die Lehrpläne an Schulen bezüglich der Medienkompetenz zu vereinheitlichen (vgl. zur unterschiedlichen Ausgestaltung der Lehrpläne in den einzelnen Bundesländern die Studie der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein „Medienbildung – (k)ein Unterrichtsfach?“), und wenn nein, warum nicht?

15. Spricht sich die Bundesregierung für ein eigenes Unterrichtsfach Medienkompetenz/-bildung aus?

16. Spricht sich die Bundesregierung für eine Art bundesweiten „Medienführerschein“ mit einheitlichen Lernzielen aus?
a) Wenn ja, in welcher Altersstufe?
b) Wenn ja, mit welchen Inhalten?

17. Inwieweit sieht die Bundesregierung die Notwendigkeit, die Lehrerinnen- und Lehreraus- und -weiterbildung im Bereich Onlinemedien weiterzuentwickeln, und welche Maßnahmen müssten hierfür ergriffen werden?

18. Inwieweit sieht die Bundesregierung die Notwendigkeit, die Medienkompetenzförderung sowie die Förderung medienpädagogischer Kompetenzen in die Lehreraus- und -weiterbildung zu integrieren?

19. Welche Grenzen sieht die Bundesregierung bei der Vermittlung von Medienkompetenz, und welche darüber hinausgehende Möglichkeit sieht die Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen?

20. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um den Verbraucherschutz und die Medienkompetenz insbesondere mit Blick auf Kinder und Jugendliche oder bei Seniorinnen und Senioren bei der Nutzung des Internet und der sozialen Netzwerke zu stärken?

21. Welche Erkenntnisse und Zahlen hat die Bundesregierung über die quantitative und qualitative (bundesweite) Ausstattung der Schulen mit zeitgemäßen Computern und mit entsprechenden Internetzugängen (bitte aufschlüsseln nach Ländern und Schulformen)?

22. Gibt es in Bezug auf den Grad der Ausstattung Unterschiede zwischen den Schulformen, und wenn ja, wie sind diese begründet?

23. Inwieweit sieht die Bundesregierung die Möglichkeit, die Verbesserung von Medienkompetenz auch in außerschulischen Einrichtungen (Jugend- zentren etc.) zu fördern?

24. Inwieweit sollte nach Auffassung der Bundesregierung die Vermittlung von Medienkompetenz auch in der Ausbildung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen eine Rolle spielen?

25. Inwieweit sollte nach Auffassung der Bundesregierung die Vermittlung von Medienkompetenz auch in der Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern eine Rolle spielen?

26. Welche Erkenntnisse und Zahlen liegen der Bundesregierung über die Nutzungsdauer von digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen vor (bitte nach Altersstufen aufschlüsseln)?

27. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über Onlinesucht bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen?

28. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung zur Bekämpfung von Onlinesucht?

29. Liegt der Bundesregierung der auf Bundestagsdrucksache 17/1652 für Mitte 2010 angekündigte Abschlussbericht der Studie „Beratungs- und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland“ des Deutschen Zentrums für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalter (DZSKJ) vor, und wenn ja, welche Schlussfolgerungen leitet die Bundesregierung daraus ab? Wenn nein, wann wird der Abschlussbericht voraussichtlich vorliegen?

30. Wann ist mit der Veröffentlichung des Abschlussberichtes der Studie „Beratungs- und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland“ zu rechnen?

31. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung bezüglich der Wirksamkeit von medienpädagogischen Projekten und Initiativen vor?

32. Welche Forschungsprojekte zum Themenkomplex Medienkompetenz werden von der Bundesregierung gefördert (bitte aufschlüsseln nach Fragestellung, Methode, Stichprobe/Sample, Förderhöhe, Laufzeit), und welche weiteren Forschungsprojekte sind geplant?

33. Inwieweit sieht die Bundesregierung im Hinblick auf das Thema Medienkompetenz weiteren Forschungsbedarf?

34. Welche Maßnahmen sieht die Bundesregierung – insbesondere nach der in der Evaluation des Jugendmedienschutzes durch das Hans-Bredow-Institut beschriebenen schwindenden elterlichen Kontrolle in einer komplexer werdenden Medienwelt – als notwendig an, um die Medienkompetenz der Eltern und die elterliche Medienerziehung zu stärken?

35. Wo sieht die Bundesregierung nach dieser Evaluierung des Jugendmedienschutzes durch das Hans-Bredow-Institut – zusätzlich zu den zwischenzeitlich bereits erfolgten Novellierungen – noch gesetzgeberischen Handlungs- bedarf bzw. wo sieht sie Bedarf für andere Maßnahmen, um den Jugendmedienschutz weiter zu verbessern und die Medienkompetenz zu stärken?